01.06.2019 Eschbacher Silberlöcher

Exkursion zu den Eschbacher Silberlöchern

Am Samstag, dem 1. Juni 2019 brachen ca. 30 Mitglieder des Vereins Eschbacher Ortsgeschichte auf, um von Guido Raith, dem Eschbacher Mineralienexperte, mehr über den Erzabbau in der heimischen Gemarkung zu erfahren.

Harald Bender und Volker Schmidt von den Traktorfreunde Eschbach standen mit zwei historische Traktoren, einem Planwagen und einem mit Laub geschmückten Anhänger bereit, für die Fahrt zu den Eschbacher Silberlöchern. Bei herrlichstem Sommerwetter führte die Fahrt durch den Wald, zunächst Richtung Grävenwiesbach, dann über die Hohe Schneid, die „Schmidtsheck“, sowie den höchsten Punkt der Gemarkung (500 m), zur Wellerstraße, einem wichtigen mittelalterlichen Handelsweg. Er führte von der Wetterau über Braunfels nach Leun und weiter in den Westerwald. Endpunkt war die Gemarkung „Griebelsheck“,

An einer kleinen Waldecke stiegen wir ab. Wir waren in der Nähe der Silberlöcher angekommen. Heute ist nicht mehr viel von den sogenannten Silberlöchern in unwegsamem Gelände zu sehen, was das Betreten gefährlich macht. Guido Raith hatte Tische aufgebaut, hier hatte er alte Grubenlampe, alte Karten, Fachbücher, Gesteine und sogar ein eisernes Stück Schienen von einer Lorenbahn ausgebreitet. Er berichtete, dass die erste Verpachtung der „Silberkaute“ am 3. Juli 1713 stattfand. In diesem Gelände wurden die „Bingen“ (Gruben) geschlagen. Es gab Haspelschächte mit Quergängen; Fichtenholz sicherte die Grubenwände.
Abgebaut wurde Bleierz in dem Silber, als kleinen Perlen enthalten war. An Ort und Stelle schmolz man das Erz bei 327 Grad mit Hilfe von Holzkohle, die rund um das Abbaugebiet hergestellt wurde. So lichtete sich der Wald immer mehr und bald fehlte es an Holz. Also wurden die Silberlöcher über die Wellerstraße mit Kohle aus dem Westerwald versorgt.
Allerdings waren die Silberlöcher nicht sehr ergiebig. Sie hatten einen Silbergehalt von 0,1 – 0,3 %. In 400 Zentnern Blei fand man 10 – 15 kg Silber. Ab 1700 verzeichnet man zwanzig unterschiedliche Besitzer. Es wurden auch Anteilsscheine (Aktien) der Gruben verkauft.
Später verhüttete man Kupfer, dessen Schmelzpunkt höher liegt. Deshalb brauchte man Koks aus dem Siegerland, das ebenfalls, genauso wie die gewonnenen Erze, über die Wellerstraße transportiert und gehandelt wurde.

Jedes Bergwerk stellte eigenes Geld her, dazu prägte/schlug man Münzen. Herr Raith zeigte uns einige Beispiele.
1721 wurden die Gruben stillgelegt, weil kein Holz mehr vorhanden und kein Schmelzen mehr möglich war. So wurde z.B. die Zeche „Silberheck“ umbenannt in „Grübelsheck“, weil man darüber nachgrübelte, wie es weitergehen könnte. Heute heißt das Gebiet „Griebeslsheck“.
Werkzeuge, wie Meißel, die man zum Herausschlagen des Gesteins brauchte, stelle man ebenfalls vor Ort her und brauchte dazu 60 kg Holzkohle.

1838 erweiterte man den Stollen auf 29 Meter Tiefe. Hier arbeiteten vier Männer aus Eschbach, zwei aus Michelbach, sowie einige aus Pfaffenwiesbach.
Den Stollen erweiterte man 1857 nochmals. Man suchte nach Blei, das in linsenartiger Form zu finden war. Der spektakulärste Fund war wohl eine Linse von 1,02 m Größe.
Nach dem 1. Weltkrieg gab man den Abbau auf, weil er zu teuer wurde. Aber noch heute ist dieses Waldstück an eine Metallgesellschaft verpachtet.
Auf einer alten Karte erklärte uns Herr Raith die Lage der einzelnen Gruben. Da wo sich heute Eschbach ausbreitet gab es mehrere Gruben: G. Vogel, G. Weiß, G. Ziegelhütte, G. Mangansegen, G. Taunus. Schiefer baute man auch in Eschbach ab. Doch kann sich niemand mehr erinnern, dass in Eschbach je ein Haus mit Schiefer gedeckt war.

Die Frage tauchte auf: Wie gestaltete sich die Ausleuchtung der Gruben? Anhand der ausgestellten Grubenlampen bekamen wir eine Vorstellung davon. Zuerst gab es Leuchten aus Baumharz, später Kienspanleuchten mit Wachs, dann verwendete man Tranlampen mit Baumwolldocht. Einer Zuhörerin fiel dabei gleich das Wort „Tranfunsel“ ein und sorgte für Lacher. Die Petroleumlampe aus Blei löste die Tranlampe ab, darauf folgte die Karbidlampe und endlich die Helmlampe. Die Zuhörer konnten sich nun vorstellen, wie beschwerlich damals die Arbeit im Bergwerk war, was zur Folge hatte, dass die Arbeiter kaum über 30 Jahre alt wurden. Abschließend bestaunten wir noch die von Guido Raith mitgebrachten Gesteine und jeder durfte zur Erinnerung ein Steinchen mitnehmen.

Anschließend fuhren wir zur idyllisch gelegenen Eschbacher Jagdhütte, wo ein rustikaler Imbiss auf uns wartete. In froher und gemütlicher Runde plauderten die Teilnehmer über den gut organisierten Ausflug und ließen den informativen, sonnigen Waldtag ausklingen. Zum Abschluss bedankte sich der Vorstandvorsitzend Reiner Holl im Namen des Vereines mit Geschenken bei unsrem Experten Guido Raith und den Fahrern Harald Bender und Volker Schmidt.

Hier findet man weitere Informationen zu den Eschbacher Silberlöchern.