30.06.2020 Stolpersteinlegung


Die Stolpersteine wurden gespendet von:
2 x Verein Eschbacher Ortsgeschichte, 1 x Reinhold Harnoth, 1 x Ronald Löw, 1 x Frankfurter VB,
die Broschüren von Denise Vetter.
Bei der Mitgliederversammlung am 25.04.2018 wurde die Frage gestellt, ob sich unser Verein Eschbacher Ortsgeschichte auch eine Gedenksteinlegung für jüdische Familien hier in unserem Eschbach vorstellen kann. Angeregt wurde das Thema durch die Teilnahme an einer Stolpersteinverlegung in Usingen am 17.05.2017 durch Ortwin Wirth (damaliger Vorsitzender) und Ronald Löw. Die Abstimmung fand am 15.08.2018 mit 2/3 Ja Stimmen statt.
Es bildete sich eine Arbeitsgruppe “Stolpersteine Eschbach” durch die Mitglieder Ronald Löw, Reinhold Harnoth und Denise Vetter, die durch zeitaufwendige Recherchen und vielen Gesprächen mit Behörden und Archiven wichtige Daten und Fakten zusammentrugen. Hilfreich waren auch die Erinnerungen von Elfriede Müller, die über die Familie Simon Auskunft geben konnte. Mit sehr viel Engagement beteiligten sich auch die Schüler der 4. Klassen. Vielen Dank an die Leiterin der Buchfinkenschule Eschbach, Frau Heike Kilian, sowie an die Lehrkräfte Kerstin Vollberg und Rahil Mirjam Dere für die Betreuung und Mitwirkung am Projekt „Stolpersteine-Eschbach“.
Um für einen jüdischen Mitbürger einen Stolperstein zu beantragen, musste ein amtlicher Beweis, u. a. mit Sterbedatum und Sterbeort durch das Nazi-Regime nachgewiesen werden. Seit 2020 ist diese Reglung gelockert worden und so können nun auch Personen, die rechtzeitig vor der Verfolgung durch das Nazi-Regime fliehen konnten und überlebten, heute einen Gedenkstein bekommen.
Am 30.06.2020 fand unter Corona-Bedingungen die Stolpersteinverlegung in der Kirchgasse 144 – heutige Usinger Straße 17 statt.
Die Geschichte der Familie Moritz Simon
Die jüdische Familie Moritz und Johanna Simon lebten bis 1938 mit ihren 4 Kindern in der Kirchgasse 144 (heutige Usinger Straße 17) in Eschbach.
1877 wurde Moritz Simon in Griedelbach bei Wetzlar, und seine spätere Ehefrau, Johanna, geb. Mayer 1887 in Geiß-Nidda geboren. Moritz Eltern zogen mit ihm in den folgenden Jahren nach Eschbach im Taunus und wohnten in ihrem Haus in der Kirchgasse 144. Moritz, von Beruf Viehhändler (er wurde am 06.03.1919 durch den Landrat offiziell als legitimierter Viehhändler in einer veröffentlichten Liste im Kreis Usingen anerkannt), und Johanna, Näherin bekamen 4 Kinder. Der erste Sohn hieß Wilhelm Walter und wurde am 21.01.1915 geboren. Es folgte der zweite Sohn Kurt, der am 26.10.1918 geboren wurde. Das dritte Kind wurde eine Tochter namens Liselotte. Sie erblickte das Licht der Welt am 21.11.1921 und als letztes der vier Kinder kam am 29.09.1923 Herbert zur Welt. Alle wurden in Eschbach geboren.
1920 überschrieben die Eltern das Grundstück mit Haus in der Kirchgasse 144 ihrem Sohn Moritz.
1938, als die Nazis auch hier in Eschbach begannen, jüdische Mitbürger zu verfolgen und zu deportieren, musste Moritz das Haus verkauften.
Moritz und seine Frau Johanna wurden mit ihren beiden Kindern Liselotte und Herbert zuerst nach Frankfurt und dann am 22.11.1941 ins KZ nach Kauen-Litauen deportiert. Sie starben alle am 25.11.1941.
Ihr Sohn Wilhelm Walter wurde am 22.11.1938 direkt von Eschbach ins KZ Buchenwald deportiert und starb am 13.01.1939.
Nur der zweitälteste Sohn Kurt flüchtete rechtzeitig nach England. Hier lernte er seine spätere Ehefrau Ellen (geflüchtet aus Köln), kennen. Beide emigrierten am 28.06.1938 nach New York-USA und führten dort eine Rinderfarm (Landwirt und Großviehhändler). Kurt und Ellen Simon hatten zwei Kinder. Sohn Robert und Tochter Susan. Robert Simon heiratete Lisa und bekamen zwei Kinder. Sohn Michael und Tochter Sarah. Die Familie Robert Simon lebt heute in Bloomingburg New York.
Vater Moritz Simon
geb. 17.04.1877 in Griedelbach/Wetzlar/Rheinprovinz
wohnhaft Eschbach, Handelsmann/Viehhändler
Deportation: ab Frankfurt/M. 22.11.1941, Kowno (Kauen), Fort IX
Todesdatum: 25.11.1941
Todesort: Kowno (Kauen), Fort IX
Moritz wurde 64 Jahre alt.
Mutter Johanna Simon, geb. Mayer
geb. 01.12.1887 in Geiß-Nidda/Büdingen/Hessen
wohnhaft Eschbach, Näherin
Deportation: ab Frankfurt/M. 22.11.1941, Kowno (Kauen), Fort IX
Todesdatum: 25.11.1941
Todesort: Kowno (Kauen), Fort IX
Johanna wurde 54 Jahre alt.
Sohn Wilhelm Walter Simon
geb. 21.01.1915 in Eschbach/Usingen/Hessen-Nassau
Inhaftierung: 22.11.1938 – 13.01.1939, Buchenwald, Konzentrationslager
Todesdatum: 13.01.1939
Todesort: Buchenwald, Konzentrationslager
Wilhelm Walter wurde 24 Jahre alt.
Tochter Liselotte Simon
geb. 21.11.1921 in Eschbach/Usingen/Hessen-Nassau
wohnhaft in Frankfurt/M.
Deportation: ab Frankfurt/M. 22.11.1941, Kowno (Kauen), Fort IX
Todesdatum: 25.11.1941
Todesort: Kowno (Kauen), Fort IX
Liselotte wurde 20 Jahre alt.
Sohn Herbert Simon
geb. 29.09.1923 in Eschbach (lt. HHStAW Bestand 518 Nr. 42020)
wohnhaft in Frankfurt/M.
Deportation: ab Frankfurt/M. 22.11.1941, Kowno (Kauen), Fort IX
Todesdatum: 25.11.1941
Todesort: Kowno (Kauen), Fort IX
Herbert wurde 18 Jahre alt.
Sohn Kurt Simon
geb. 26.10.1918 in Eschbach, flüchtete nach England, bevor die Nazis mit den Judendeportationen begannen.

1973 Kurt und Ellen Simon, Elfriede und Markus Müller an den Eschbacher Klippen

1998 Kurt und Ellen Simon, Elfriede Müller in Kanada