Fotografische Zeitreise mit Senioren
ESCHBACH Das Ortsbild hat sich im Lauf der Jahrhunderte drastisch verändert
Von Monika Schwarz-Cromm
Endlich wieder „live“ und in Farbe: Die Eschbacher Senioren konnten sich Ende vergangener Woche nach langer Pause im evangelischen Gemeindehaus sehen, sprechen und Spaß haben. Auf diesen Seniorennachmittag freuten sich alle schon sehr. Denn es war der erste unter der Leitung von Sylvia Schmidt. Sie ist zwar bereits seit 70 Jahren in Eschbach ansässig, aber neu im Kirchenvorstandsteam. Und als solches will sie sich ab sofort zusammen mit dem altbewährten Team von Pfarrerin Kerstin Steinmetz und Heinz Haag in die Seniorenarbeit einbringen. Doch es gab noch einen weiteren Grund. Der Verein Eschbacher Ortsgeschichte hatte sich mit dem Diavortrag „Eschbach früher und heute“ angekündigt. Ronald Löw und Reiner Holl bauten die technische Ausstattung auf, um bei den Senioren die Geschichte durch Aufnahmen aus alten Zeiten lebendig werden zu lassen.
Es handelte sich um einzelne Eschbacher Straßen und Häuser. Den alten Fotos standen die von heute gegenüber. Und so zeigten die Bilder, wie sehr sich einzelne Gebäude im Ort verändert hatten. Beispielsweise die Obergasse, die es so heute nicht mehr gibt, weil aus ihr die Michelbacher Straße geworden ist. Die erste Kurve im Dorf aus Michelbach kommend zeigte sich früher noch mit Graben an der Seite, heute mit bepflanzter Böschung der Anwesen. In der Obergasse 126 lebte 1949 die Familie Bender. Auf dem Foto waren einige Leute zu erkennen. „Wer ist das denn?“, fragten sich die Senioren. Und einige versuchten diese Frage sofort zu beantworten, weil sie die Personen zu erkennen glaubten. Das Haus war auch 14 Jahre später, als die Familie Schubert darin lebte, noch gut zu erkennen. Dagegen hatte sich das Haus in der Obergasse 112 total verändert. Das bewiesen die Aufnahmen aus den Jahren 1898, 1932 und 2020. Im Gasthaus „Zum Deutschen Kaiser“ traf man sich 1920. Später firmierte das Lokal unter dem Namen „Deutsches Eck“. Der untere Bereich des Hauses hatte sich überhaupt nicht verändert. Obendrauf sah es allerdings völlig anders aus. Doch nicht nur die Häuser, auch die Linden am Friedhof wuchsen 1853 üppig im Eingangsbereich. Das Foto aus dem Jahr 2017 zeigte kahl geschnittene Äste und damit Linden in erbärmlichem Zustand. Das Tor sieht aber heute immer noch so aus wie vor 168 Jahren. Interessant war auch die Veränderung der Gärtnerei Häuser von 1948 bis 2020. Genauso zeigte sich beim Feuerwehrstützpunkt in der Bachstraße, der bei der Einweihung im Jahr 1931 aufgenommen wurde, die Geschichte des Spritzenhauses auf dem Foto aus dem Jahr 2017.
Alte Bekannte wieder entdeckt
So interessant die alten Bilder anzusehen waren, so intensiv erwiesen sich dazu die Kommentare der Senioren. „Ach guck mal“, entwich es einer Seniorin beim vertrauten Anblick eines gut bekannten Hauses, manchmal sogar des eigenen. „Wer ist das denn?“, lautete immer wieder die Frage. „Das ist doch die Helga“, kam auch schon die Antwort. Denn einer in der Runde konnte diese Frage immer
beantworten Immer wieder kamen dazu spontan einzelne Anekdoten in Erinnerung und lange nicht mehr gesehene Personen in den Fokus.
Und genau diese Reaktionen hatten sich Ronald Löw und Reiner Holl vom Verein Eschbacher Ortsgeschichte für diesen Seniorennachmittag gewünscht. „Wir wollten Erinnerungen wecken“, sagten sie.