Berthold Schäfer und Spieler – Click auf ein Bild zum Musikabspielen
Da bleibt kein Auge trocken
MUNDART Musik- und Gesangsgruppe „Meelstaa“ begeistert in Eschbach
ESCHBACH (cu). Im voll besetzten Eschbacher Bürgerhaus sorgte am Samstagabend die Gruppe „Meelstaa“ für musikalische Genüsse und begeisterten Applaus. Mit zwei akustischen Gitarren, Mandoline und Bass bildeten sie nicht nur ein virtuoses Quartett, sondern bestachen auch durch ihr besonderes Kennzeichen: den mittelhessischen Dialekt mit seinem trockenen Witz. Die Bewahrung des heimischen Dialekts als kulturelle Eigenheit war auch der Grund für den Verein Eschbacher Ortsgeschichte, zu diesem Konzert einzuladen.
Nun liegt Eschbach nicht wirklich in Mittelhessen, doch dem Publikum – vorwiegend im mittleren Alter und darüber hinaus – war die Mundart abgesehen von einigen Ausnahmen durchaus geläufig und sorgte für heimelige Atmosphäre. Zudem versteht sich „Meelstaa“ als Nachfolgeband der Gruppe „Fäägmeel“, die unter gleicher Leitung stand und in Eschbach bereits vor Jahren auftrat.
Die Musiker rund um Bandleader, Sänger und Gitarrist Berthold Schäfer, der gleichzeitig auch noch Basstrommel und Hi-Hat bediente, begannen herbstlich. Sie besangen dabei nicht nur die Jahreszeit, sondern auch den „Herbst des Lebens“ und die Summe an Erfahrungen, auf die ein Mensch in diesem Alter zurückblickt. Auf Balladen folgten Folk- und Countrysongs, aber auch lateinamerikanische Rhythmen und Rock’n’Roll.
Besonders in Fahrt kamen die Zuschauer beim „Zyklus zwischen Licht und Besenstiel“, entstanden in der „morbiden Phase“ des Ensembles, wie Schäfer bekannte. Er handele „von der Kälte und vom Schlachten“, „Halloween“ sage man heutzutage. Früher habe man Dickwurzköpfe ausgehöhlt – „das war unser Halloween“.
Was an Texten bei nicht mehr ganz jungen Bands alles geht, bewiesen sie mit dem blutrünstigen Song „Wisicher Stecher“, einer Art Kriminal-Tango auf Mittelhessisch, der von einem Messerstecher aus Gießen-Wieseck handelt, der sich am Heuchelheimer Weiher mit dem „Messer immer griffbereit im Sack“ über leicht bekleidete Damen hermacht. Das Publikum lauschte mit offenem Mund und war hingerissen.
Insgesamt bot das Ensemble eine gute Mischung aus melancholischen, ernsten und witzigen Texten, von der Kritik an der Oberflächlichkeit („Küsschen hier, Küsschen da“) bis hin zur Parodie auf den mittelhessischen Mann – einem „richtigen Kerl“, die jedes Klischee bediente: „jederzeit bereit und in jedem Puff daheim“. Entsprechend abwechslungsreich war der Abend.
„Die Mittelhessen machen nicht einfach irgendwas nach, sie haben ihren eigenen Stil“, unterstrich Schäfer. Vom Liebeslied auf Platt über das „Sehen und Gesehen werden“ in der Kirche bis zum Surfen auf dem Bügelbrett im Baggersee wurde alles intoniert. Gerne nahm die Band die Landbevölkerung aufs Korn, etwa im Lied vom „Giggel, der die Hühner übern Hof schiebt“, das sich eigentlich um einen voyeuristischen Bauern, der dabei den Blick nicht abwenden kann, seine Gattin und seine Nachbarschaft rankt.
Auf besonderen Wunsch einer Zuschauerin spielte „Meelstaa“ diesen Song kurz vor Schluss des Konzertes gleich noch einmal (!), bevor man in die finale Phase der „seltenen Lieder in R-Dur“ überging. Bei der legendären „Ruure Roiwe Roppmaschin“ rollte David Domine (von links),Clemens Goth,Berthold Schäfer und Jens Schneider besingen das seltene Dill-Krokodil und weitere mittelhessische Wesen. Der komplette Saal sang das R mit.