17.04.2016 – 1. Ausstellung “Eschbächer Geschäftsleut’ frojier”

Geschichtsverein – Der Hinterhofbetrieb als Zubrot, 18.04.2016 von Dorit Lohrmann

Was für Geschäfte gab’s früher eigentlich in Eschbach? Ein neu gegründeter Verein ist dieser Frage nachgegangen – und hat damit eine erstaunliche Resonanz erzeugt.

Eschbach.
Ortwin Ruß ist Ortsvorsteher des heute gut 2000 Einwohner zählenden Usinger Stadtteils. Einer seiner Vorfahren war Schmied. Vor fast hundert Jahren stand Ernst Russ in der Bachstraße an seiner Esse. Die Menschen waren vor allem Bauern, die ihre Felder bestellten und ihr Vieh versorgten. Weil aber viele Landwirte auch noch über andere Fertigkeiten verfügten, entstanden, meist im eigenen Wohnhaus oder einer Scheune, Betriebe, in denen beispielsweise Landmaschinen repariert, Vieh geschlachtet oder sonstige gefragte Produkte vertrieben wurden. Auf diese Weise verschaffte sich manch Bauersfamilie ein Zubrot. Und natürlich gab’s auch schon vor hundert Jahren Gewerbetreibende, die ihren Lebensunterhalt mit ihren Geschäften verdienten – Metzger, Bäcker, Schuster und Schreiner, Friseure und Gastwirte und so manches mehr.
Welche Gewerbe in Eschbach an der Tagesordnung gewesen sein mochten, das wollte Ortwin Ruß herausfinden. Im Januar gründete er mit 19 anderen Geschichtsinteressierten den Verein „Ortsgeschichte Eschbach“.
Kaum war die Tinte auf der Vereinssatzung getrocknet, da legten die Beteiligten auch schon los:Sie sammelten Bilder, Dokumente und Exponate von der Bevölkerung für ihre erste Ausstellung. „Eschbächer Geschäftsleut’ froijer“ lautete die Schau, die gestern im Bürgerhaus zu sehen war. Ortwin Wirth, Vorsitzender des jungen Geschichtsvereins, empfing die Besucher und stand für Erläuterungen bereit. Damit hatte er alle Hände voll zu tun, denn die Gäste strömten in rauen Mengen ins Bürgerhaus, standen mitunter sogar Schlange, weil kaum noch ein Durchkommen war. „So einen Zulauf hätte ich mir nicht träumen lassen“, staunte Wirth denn auch, wobei ihm die Freude hierüber ebenfalls anzumerken war. Ebenso wie Ruß und all den anderen Helfern, die an der Ausstellung mitgewirkt hatten.

Massenweise alte Fotos, naturgemäß in schwarz-weiß, äußert sorgfältig vergrößert, prangten an den Wänden. 91 Fähnchen auf einer großen Karte zeigte, wo im früheren Dorf bis 1960 Gewerbe angesiedelt gewesen war, eine zweite Karte bildete das heutige Eschbach ab. Und einer Liste mit all den zusammen getragenen Gewerbebetrieben war zu entnehmen, wessen Geschäft einmal an welcher Adresse angesiedelt war. So verriet die Liste etwa, dass August Prößer in der Obergasse eine Metzgerei betrieb. Eine Foto-Collage zeigt den Meister und seine Angehörigen in und vor seinem Laden, nebenan prangt zudem dessen Wandergewerbeschein, die ihm der Bezirksausschuss für das Jahr 1928 ausgestellt hatte. „In dem Laden hier bin ich als Kind immer einkaufen gegangen“, stellte eine Frau beim Betrachten der Bilder fest, während drei ältere Herren ein Gruppenfoto sehr genau unter die Lupe nahmen und sich über die Abgebildeten austauschten.

Man kann sich auf die nächste Idee der Hobby-Historiker freuen.